Hilfe, ich kann mich nicht entspannen

Dieser Überzeugung unterliegen überraschend viele Menschen und ich möchte heute ein wenig damit aufräumen und Mut zur Entspannung machen. Regelmäßig werde ich für meine Arbeit gelobt und die Menschen betonen, wie wichtig Entspannung ist. Im nächsten Atemzug sprechen sie dann davon, dass sie selbst sich nicht entspannen können. Oder sie berichten mir von Menschen in ihrem Umfeld, um die sich Sorgen, weil sie nicht runterfahren können.

Die Sorge um einen Menschen, der nicht zur Ruhe kommt, ist durchaus berechtigt. Im Besten Fall beginnt dieser Mensch sich selbst ernster zu nehmen, bevor sich der eigene Körper liebevoll gegen ihn richtet. Entspannung ist eine bedeutende gesundheitserhaltende und gesundheitsfördernde Ressource. Sich ihr zu widmen, lohnt sich auf vielen Ebenen. Manche Menschen entspannen sich intuitiv, während sie ein Buch lesen, ein Bad nehmen, verträumt spazieren gehen oder munter vor sich hindösen. Es kann daneben durchaus ratsam sein gezielte Entspannungsverfahren in der Schublade zu haben. Wohlgeordnet und griffbereit ganz unten neben der Schublade mit der Bucket List, unter der mit den Selbstzweifeln und über der mit den wohlgemeinten Ratschlägen für Andere. Aus meiner Schublade mit wohlgemeinten Impulsen zaubere ich dir heute dieses magische Entspannungsrezept für Einsteiger.

  1. Denk darüber nach, was für ein Bild du von entspannten Menschen hast. Welche Attribute und Eigenschaften verbindest du mit einem entspannten Menschen? Was denkst du, wie sich ein entspannter Mensch fühlt? Was brauchst du, um dich irgendwie entfernt entspannt zu fühlen? Wie gut erholen sich die Menschen in deinem Arbeitsfeld, in deiner Familie oder deinem Wohnumfeld? Sinniere immer wieder an verschiedenen Tagen, zu unterschiedlichen Zeiten über diese Fragen. Mach dir die Antworten möglichst bewusst, damit du dich dann möglichst frei von diesen Gedanken machen kannst. Löse dich von jeglichen Haltungen, Eindrücken und Bewertungen. Step by step in deinem Tempo. Nur nicht ganz aufhören. Auch dein Körper braucht die Fähigkeit sich zu erholen und Ruhe zu finden.

  2. Wähle 2-5 Menschen aus deinem Umfeld bei denen du das Gefühl hast, dass sie ganz gut bei sich sind. Frage sie, wobei sie sich entspannen und wie sich dieses ominöse Wohlgefühl namens Entspannung bei ihnen ausdrückt. Sprich darüber, sinniere wieder etwas darüber (alles in Maßen) und dann lass auch diese Erfahrungen weiterziehen. Bloß keinen Druck erzeugen. Widme dich diesem herausfordernden Thema mit Neugierde und Einfühlungsvermögen. Oder mach einfach weiter mit Punkt Nummer 3.

  3. Suche dir 3 Entpannungstechniken heraus, die du über vier Wochen regelmäßig (täglich 10 Minuten oder 3 mal wöchentlich 15 Minuten) übst. Du hast die wundervolle Wahl aus: Qi Gong, Jin Shin Jyutsu, Tai-Chi, Akupressur, Progressiver Muskelentspannung, Autogenem Training, Mediationen, Traumreisen, Übungen für den Vagus Nerv, Yin Yoga, Yoga Nidra und Atemtherapie (Pranayama). Unterstützend stehen dir ein ganzes Potpourri an digitalen Medien zur Verfügung. Professionell angeleitete Übungen auf YouTube, Online Yoga Studios oder kostenlosen Apps wie Insight Timer.

  4. Übe deine Entspannungsübungen, wenn du dich gut fühlst. Dann kannst du sie sicher anwenden und von ihnen profitieren, wenn du dich gestresst fühlst. Es ist selten, dass eine Entspannungsübung gar nichts für dich ist. Manchmal ist es nicht die passende Zeit dafür. Übe eine Entspannungstechnik ungefähr 20 Mal und bewerte sie erst dann. Lust auf eine Challenge? Übe eine Entspannungstechnik täglich an 30-40 Tagen hintereinander. So integrierst du ihre volle Wirkung in deinen Organismus und wirst über sehr lange Zeit davon profitieren.

  5. Halte durch, wenn deine Gedanken kreisen, dich das Knarren der Wand nervt oder dein Rücken ziebt. Das gehört dazu und genau da gilt es liebevoll und wohlwollend an den eigenen Grenzen zu massieren und sie zu erweitern. Du schaffst das. Wenn du bis zu dieser Zeile gelesen hast, dann bist du schon voll drin in deinem Prozess. Sehr gut - mach weiter.

Lass dir diesen funkelnden Zaubertrank mit Goldpartikeln nun genüsslich schmecken. Ich hoffe er hilft dir dabei über dich hinauszuwachsen und deine neue Superkraft zu entdecken.

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